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Trachom und andere tropische Krankheiten unter der Lupe

28.02.2024
Haile Tesfaye, ein 32-jähriger Mann, sitzt auf einer Bank und lächelt strahlend in die Kamera. Über seinen Augen hat er Markierungen.
  • Augengesundheit
  • Tropische Augenkrankheiten

Onchozerkose, Elephantiasis und Trachom sind Erkrankungen, die es in Österreich nicht gibt, in anderen Ländern schon. Zumindest noch! Unser Ziel ist, Trachom in Äthiopien bis 2030 auszurotten. Betroffene haben starke Schmerzen und erblinden sogar, wenn sie nicht behandelt werden. Informieren Sie sich über unsere Aktivitäten und erfahren Sie spannende Fakten über drei kaum bekannte tropische Krankheiten.

Wir bei Licht für die Welt bekämpfen, gemeinsam mit unseren Partnern, drei vernachlässigte tropische Krankheiten, kurz NTDs (Englisch: neglected tropical deseases). 

Onchozerkose / Flussblindheit 

Onchozerkose ist eine parasitäre Augen- und Hautkrankheit, ausgelöst vom Fadenwurm Ochocerca volvulus. Die tropische Krankheit wird auch als Flussblindheit bezeichnet, weil die Infektion von der Kriebelmücke übertragen wird, die in der Nähe von Bächen und Flüssen lebt und brütet. 

Im menschlichen Körper produzieren die erwachsenen Fadenwürmer Larven, sogenannte Mikrofilarien, die in Haut, Augen und andere Organe wandern. Dort verursachen sie beim Absterben starke Entzündungsreaktionen bei ihrem Wirt, dem Menschen. Symptome wie Hautveränderungen, starken Juckreiz sowie Sehstörungen bis zur Erblindung sind die Folgen. 99% aller Infizierten leben in Afrika, südlich der Sahara. 

Elephantiasis / lymphatische Filariose 

Elephantiasis, auch lyphatische Filariose genannt, wird durch eine Infektion mit parasitären Würmern verursacht. Die Krankheit wird von Stechmücken übertragen. Die Parasiten siedeln sich im Lymphsystem an und stören den Abfluss der Lymphflüssigkeit. Dadurch leiden Betroffene an geschwollenen Lymphknoten, Fieber, Schmerzen und Schwellungen in den Gliedmaßen und der Leiste. Oft wird die Infektion chronisch und die entstellenden Schwellungen bleiben. Elephantiasis ist deshalb nicht selten Ursache für dauerhafte Behinderungen. 

Zwar bewirkt diese Krankheit keine Augenprobleme, jedoch wird sie mit dem selben Medikament bekämpft, das auch gegen Onchozerkose wirkt. Deshalb behandeln wir auch diese tropische Krankheit im Rahmen unserer Medikamentenverteilungen. 

Trachom 

Trachom ist eine bakterielle Augeninfektion der Bindehaut, die durch Chlamydia Trachomatis verursacht wird. Bleibt die Infektion unbehandelt, führt die Krankheit unter großen Schmerzen zur Erblindung: Das Augenlid vernarbt, die Wimpern drehen sich nach innen und zerkratzen nach und nach die Hornhaut.  

Haile Tesfaye aus Äthiopien leidet schon mehr als drei Jahren darunter, dass seine Wimpern an den Augen kratzen. 

„Meine Mutter hat dasselbe Problem und hat sich regelmäßig die Wimpern ausgerissen”

Haile Tesfaye

Für Betroffene fühlt sich jedes Blinzeln an wie Folter. Durchschnittlich blinzeln wir Menschen bis zu 14.500 Mal täglich.  

Trachom ist die weltweit häufigste Ursache für Erblindung durch eine ansteckende Krankheit: Schätzungsweise haben etwa 1,9 Millionen Menschen nach einer jahrelangen, schmerzvollen Trachom-Infektion ihr Augenlicht verloren. Zwei Millionen Menschen benötigen dringend eine sehkrafterhaltende Operation. Wird Trachom früh genug entdeckt, lässt sich die Erkrankung mit Antibiotika behandeln. 

Eine Frau sitzt auf den Steinstufen vor einem Haus. In der Hand hat sie einen blauen Becher, in der anderen Hand ein Medikament. Neben ihr sitzt eine jüngere Frau.
Hadash Gebremariam aus der der Region Tigray, Äthiopien, nimmt Zithromax, ein Antibiotikum, mit dem Trachom behandelt wird. © Genaye Eshetu

Unsere Mission: Trachom auszurotten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich zum Ziel gesetzt, vernachlässigte tropische Krankheiten bis 2030 auszurotten. Durch die pandemiebedingten Rückschläge ist dieses Ziel in die Ferne gerückt. Trotzdem gibt es Fortschritte im Kampf gegen NTDs: Aktuell gibt es ca. 1,6 Milliarden Betroffene, im Jahr 2010 waren es noch 2,2 Milliarden. In 50 Ländern konnte eine tropische Krankheit vollständig eliminiert werden. 

Licht für die Welt engagiert sich ganz besonders im Krampf gegen Trachom. Unser Ziel ist, Trachom bis 2030 in Äthiopien auszurotten.  

In Tigray, eine Region im Norden Äthiopiens, sind wir am besten Weg dorthin: 96% aller Betroffenen, bei denen Trachom so weit fortgeschritten war, dass sie eine Operation benötigten, konnten bereits operiert werden. Außerdem verteilten wir flächendeckend Medikamente und errichteten Sanitäranlagen. Denn Trachom kann sich besonders dort ausbreiten, wo schlechte hygienische Bedingungen herrschen. 

Vier Frauen unterschiedlichen Alters stehen um eine Licht für die Welt Mitarbeiterin herum, während sie etwas erklärt. Eine der Frauen hat ein Baby im Arm.
In den letzen zwei Tagen einer Medikamentenverteilungskampagne gehen wir von Haus zu Haus, um sicherstellen, dass alle Menschen die Medikamente bekommen. © Genaye Eshetu

Und dann kam der Krieg 

Ende 2020 brach in Tigray ein Bürgerkrieg aus. 80% aller Gesundheitszentren wurden zerstört und das Gesundheitssystem um 20 Jahre zurückgeworfen. Krankheiten wie Trachom begannen sich wieder auszubreiten. 

Im November 2022 wurde ein Friedensvertrag abgeschlossen und Licht für die Welt konnte seine Arbeit wieder aufnehmen. 

„Gemeinsam mit der lokalen Verwaltung in Tigray, im Norden Äthiopiens, arbeiten wir daran Trachom auszurotten. Bis 2030 soll Trachom in Äthiopien Geschichte sein, damit beenden wir viel Leid und vermeidbare Erblindung.“ 

Julia Moser, Geschäftsführerin Licht für die Welt Österreich

Danke, dass Sie nicht wegschauen und sich über vernachlässigte tropische Krankheiten informieren! Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wieso diese Erkrankungen vernachlässigt werden und Armut und Krankheit oft ein Teufelskreis ist, können wir Ihnen diesen Artikel ans Herz legen: “Vernachlässigte tropische Krankheiten im (Über-)Blick”