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Wie Sehtests an Schulen über die Zukunft von Kindern entscheiden

24.01.2024
Ein Mädchen in Schuluniform steht mit einigen Metern Entfernung vor einer Frau in einem orangenen T-Shirt, die eine Sehprobentafel hochhält und die Sehkraft des Mädchens prüft. Hinter dem Mädchen steht eine Menge an Kindern, die beide beobachten.
  • Augengesundheit
  • Inklusive Bildung

Tests an Schulen können Leben verändern! Auf jeden Fall, wenn es sich dabei um Sehtests handelt. Anlässlich des internationalen Tages der Bildung zeigen wir, wie eine simple Überprüfung der Sehkraft an der Schule über die Zukunft eines Kindes entscheidet.

Im ersten Moment klingt das vielleicht übertrieben. Dass es das keineswegs ist, zeigt Ministros Geschichte: Für den 12-Jährigen war ein Sehtest an der Schule der entscheidende Auslöser, dass seine Sehkraft gerettet werden konnte.

In Österreich ist eine jährliche Schuluntersuchung, bei der auch die Sehkraft überprüft wird, normal. In Ministros Heimat Mosambik nicht. Deswegen werden Erkrankungen oder Sehschwächen oft erst erkannt, wenn es bereits zu spät ist. Fast wäre es auch für Ministros Augenlicht zu spät gewesen und er für den Rest seines Lebens erblindet.

Ministros langer Weg zur Augen-OP

Ministro, ein 12-jähriger Junge aus Mosambik, zu sehen auf der Straße in seinem Heimatdorf. Er trägt ein graues Hemd und sieht zu Boden

Anfang 2019 bemerkte Vater António, dass sein Sohn Ministro auf dem linken Auge nicht mehr sehen konnte. Er brachte ihn ins Krankenhaus Mocuba, wo Grauer Star diagnostiziert wurde: Eine Augenerkrankung, die auch Kinder treffen und unbehandelt zu Erblindung führen kann. Leider wurde nach Ministros Erstdiagnose im Krankenhaus Mocuba nicht gehandelt.

Dabei gilt: Je früher Augenerkrankungen wie Grauer Star behandelt werden, umso besser. Vor allem bei Kindern: „Das beste Alter für die Lösung von Augenproblemen ist bis zum 8. Lebensjahr. Danach sind die Chancen begrenzt“, erklärt Dr. Vasco da Gama, über den wir im Artikel „Mosambik: Erster Kinderaugenarzt fordert bessere medizinische Versorgung“ berichtet haben.

Sehtest an der Schule löst endlich notwendige Behandlung aus

Damit Augenerkrankungen und Sehschwächen möglichst früh erkannt werden, führt Licht für die Welt im Rahmen der Aktion „1, 2, 3 – I can see!“ Sehtests an Schulen, sogenannte Screenings, durch. Mehr darüber lesen Sie in dem Artikel „Sechs Wege, Augengesundheit in Subsahara-Afrika zu fördern“.

Vier Jahre nachdem Minstro im Krankenhaus war und die Erkrankung zwar diagnostiziert, aber nicht behandelt wurde, wurden an seiner Schule Screenings durchgeführt. Auch Ministro machte einen Sehtest. So wurde ein zweites Mal erkannt, dass der Junge an Grauem Star erkrankt ist. Und endlich wurde die dringend notwendige Behandlung in die Wege geleitet. 

Nach dem Sehtest an der Schule ging alles ganz schnell. Ministro wurde an die Augenklinik des Krankenhauses in Quelimane überwiesen und so schnell wie möglich operiert. Denn die Erkrankung war bereits weit fortgeschritten. 

Augenlicht-Rettung in letzter Minute

Für die Operation verließen Vater und Sohn um 2 Uhr nachts das Haus, gingen 4 Stunden lang 15km zu Fuß bis zur Bushaltestelle und fuhren dann bei glühender Hitze mit dem Bus mehrere Stunden ins Krankenhaus.

Die anstrengende Reise hat sich gelohnt: Obwohl die Chancen schon sehr schlecht standen, konnte Ministro geholfen und seine Sehkraft wieder hergestellt werden!  

Von der Diagnose bis zur Behandlung

Ministros Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie ein Sehtest an der Schule Augenlicht retten und die Zukunft eines Kindes verändern kann, wenn die Schüler*innen und ihre Familie nach der Diagnose weiter beraten, begleitet und unterstützt werden.

Neben dem Sehtest an der Schule übernahm Licht für die Welt auch die Kosten für die notwendige Operation und die Reiseaufwendungen. Anders hätte die Familie des 12-Jährigen die augenlichtrettende Behandlung gar nicht bezahlen können. “Ich bin arm. Ich kann mir nicht einmal Kleidung für meine Kinder leisten”, erkärt António, Ministros Vater. 

Die ganze Familie freut sich über die erfolgreiche Behandlung.

Ich bin glücklich, weil mein Sohn operiert wurde und wieder sehen kann.

António, Ministros Vater

Niemand soll erblinden, wenn es vermeidbar ist

Noch immer bleiben 90 % der Sehprobleme weltweit unbehandelt – vor allem in Niedrig- und Mittellohnländern. Licht für die Welt möchte möglichst viele Träume weltweit wahrwerden lassen und Kindern eine bessere Zukunft schenken. Dank Ihrer Spende konnten wir zwischen 2018 und 2022 mehr als 715.000 Schulkinder in Ländern wie Mosambik, Burkina Faso, Äthiopien und Uganda untersuchen.

Zu unseren Maßnahmen gehört auch, dass wir direkt die Lehrkräfte einbinden. Lehrer*innen erhalten ein Training, indem sie lernen, die Anzeichen für Sehbeeinträchtigungen zu erkennen und Sehtests durchzuführen. Diese Tests werden mit der gesamten Klasse durchgeführt und den Kindern wird beigebracht, wie sie Sehschwächen bei ihren Klassenkamerad*innen erkennen können.

Ministro möchte später einmal Lehrer werden. Nun, da er wieder sehen kann, rechnet er sich gute Chancen aus, dass sein Traum eines Tages Realität wird. Vielleicht ist er ja in ein paar Jahren derjenige, der eine Augenerkrankung bei seinen Schüler*innen erkennt und dafür sorgt, dass Augenlicht gerettet werden kann? Wir wünschen es ihm (und seinen zukünftigen Schüler*innen) von ganzem Herzen!