- Behindertenrechte
Tina Hötzendorfer ist Künstlerin, Unternehmerin – und seit 2021 auch Mama. Anlässlich des Muttertags am 11. Mai haben wir mit ihr darüber gesprochen, wie ihr Mama-Alltag aussieht, welchen Vorurteilen sie als Mutter mit Behinderung oft begegnet und welche gesellschaftlichen Änderungen sie sich wünschen würde.
Über Tina Hötzendorfer
Tina Hötzendorfers Alltag ist bunt. Genau wie ihre Kunstwerke, die sie – auf Geschenkartikel, Kleidung und Deko gedruckt – verkauft. Rollin’ Art heißt das Unternehmen, das sie 2014 gegründet hat und seit über 10 Jahren erfolgreich leitet. Das Ziel ihrer farbenfrohen Werke: Positive Energie verbreiten und den Fokus auf das Schöne und Glücklichmachende zu richten.
Denn dass es auch Zeiten gibt, in denen einem das Leben grau und trist erscheint, hat die Tirolerin am eigenen Leib erfahren: Mit 21 Jahren hatte sie einen Snowboardunfall. Seither ist sie von den Schultern abwärts querschnittgelähmt. Von einem Tag auf den anderen musste sie sich neu ausrichten. Und entdeckte die Malerei für sich!
Heute, siebzehn Jahre später, begleitet sie nicht nur die Kunst, sondern auch ihr Sohn, den sie liebevoll „Baby Boss“ nennt, durchs Leben.

Sie sind Künstlerin, Mama, Unternehmerin, … Wie schaffen Sie es, all das unter einen Hut zu bringen?
Es ist ein ständiger Balanceakt – mal funktioniert es besser, mal weniger. Ich glaube, der Schlüssel liegt darin, Prioritäten immer wieder neu zu setzen und sich selbst zu erlauben, nicht in allem gleichzeitig perfekt sein zu müssen. Ich liebe, was ich tue, und ich liebe mein Kind – das gibt mir Kraft und Motivation. Aber ich gönne mir auch bewusst Pausen und versuche, Hilfe anzunehmen, wenn sie angeboten wird.
Gibt es in Ihrem Mama-Alltag und in Ihrem Alltag als Unternehmerin Herausforderungen, die Sie ohne Behinderung nicht hätten? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Ja, definitiv. Allein die Planung und Organisation von ganz alltäglichen Dingen kann herausfordernder sein – sei es, weil etwas nicht barrierefrei ist oder weil mein Energielevel einfach schneller aufgebraucht ist. Ich bin gezwungen, viel vorauszudenken, zu strukturieren – und gleichzeitig flexibel zu bleiben, wenn etwas mal nicht nach Plan läuft. Ich habe gelernt, kreative Lösungen zu finden, und ich glaube, das macht mich sowohl als Mama als auch als Unternehmerin stark.
Welchen Vorurteilen begegnen Sie als Mutter mit Behinderung oft?
Da gibt es leider einige. Viele Menschen können sich schwer vorstellen, dass man mit einer Behinderung eine „gute“ Mutter sein kann – weil sie nur Defizite sehen. Dabei bringt jede Mutter ihre eigenen Stärken mit. Manchmal werde ich sogar bewundert für Dinge, die für andere selbstverständlich wären. Es ist ein schmaler Grat zwischen „du schaffst das ja trotz allem“ und „bist du dir sicher, dass du das kannst?“ – beides ist auf Dauer anstrengend. Ich wünsche mir mehr Normalität im Blick auf Behinderung.
Wie geht Ihr Sohn mit Ihrer Behinderung um?
Für ihn bin ich einfach Mama. Er kennt mich nicht anders. Natürlich stellt er manchmal Fragen, weil Kinder sehr direkt und neugierig sind – und das finde ich auch gut so. Aber im Alltag ist es völlig normal für ihn, dass ich manche Dinge anders mache oder manchmal Hilfe brauche. Er ist sehr einfühlsam und gleichzeitig total selbstverständlich im Umgang mit meiner Behinderung – das berührt mich oft sehr.
Welche gesellschaftlichen Änderungen oder Unterstützung für Mütter mit Behinderungen würden Sie sich wünschen?
Mehr Sichtbarkeit und weniger Bürokratie. Es fängt bei barrierefreien Spielplätzen an und hört bei finanziellen Unterstützungsangeboten auf, die viel zu kompliziert oder gar nicht auf die Lebensrealität von Müttern mit Behinderung ausgelegt sind. Es braucht auch mehr Sensibilität – im Gesundheitssystem, in Schulen, in der Politik. Und vor allem: mehr Zuhören, weniger Urteilen.
Am 11. Mai ist Muttertag. Wie werden Sie diesen Tag verbringen?
Ich wünsche mir einen ganz ruhigen Tag – mit meinem Sohn, ohne Termine, ohne To-do-Listen. Vielleicht brunchen wir gemeinsam, machen einen Spaziergang oder kuscheln einfach lange im Bett. Für mich ist Muttertag kein großes Event, sondern ein Moment der Dankbarkeit – für das, was ich erleben darf. Und ich feiere still auch alle Mütter mit, die jeden Tag ihr Bestes geben – auf ihre eigene Art.

Erfahren Sie mehr über Tina Hötzendorfer & Rollin‘ Art auf ihrer Webseite: https://www.rollinart.at