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Weltfrauentag: Diskriminierung macht Frauen blind

08.03.2022
Mullu aus Äthiopien sitzt in der Warteschlange bei einem mobilen Einsatz von Licht für die Welt. Sie sitzt neben zwei Männern und blickt aufmerksam auf den Arzt, der ihr gegenüber steht.
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Mit 55% sind Frauen weltweit stärker von Blindheit betroffen als Männer. Das hat strukturelle Gründe, denn Männer und Frauen erkranken gleich häufig an Augenkrankheiten. Am heutigen Weltfrauentag werfen wir einen Blick auf die Benachteiligung von Frauen in der Gesundheitsvorsorge.

Wir beobachten es schon lange, endlich haben wir Daten: In der Klinik in Beira werden 56% aller Augenoperationen von Licht für die Welt an Männern durchgeführt im Vergleich zu 44% bei Frauen. Noch immer ist die Benachteiligung von Frauen durch gesellschaftliche Barrieren hoch. Wirtschaftliche und soziale Hürden sind auch der Grund, warum Frauen weniger Zugang zu Gesundheitsvorsorge haben.

Benachteiligung von Frauen in der Augengesundheit

29% der Frauen weltweit können weder lesen noch schreiben im Vergleich zu 18% der Männer. Dadurch bleibt ihnen der Zugang zu Informationen über Krankheiten und Vorsorge verwehrt. Ihre Entscheidungskraft im Familiengefüge über die Finanzen ist in vielen Fällen genauso gering wie ihre Unabhängigkeit. Oftmals können sie nicht einmal alleine ein Krankenhaus besuchen.

Die infektiöse Augenkrankheit Trachom ist bei Frauen und Kindern weit verbreitet. Frauen haben eine 1,8-fache höhere Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken als Männer. Das liegt daran, dass sie Hauptbezugsperson für Kinder sind und diese die Krankheit übertragen.

Grüner Star betrifft ähnlich viele Frauen wie Männer. Doch die Daten einer Augenklinik von Licht für die Welt in Äthiopien aus dem Jahr 2021 zeigen, dass nur 19% aller Operationen an Frauen durchgeführt wurden. Viel mehr Frauen erblinden an Grünem Star.

Mobile Einsätze: Mullus langer Weg zum Augenlicht

Bei Licht für die Welt haben wir beobachtet, dass wir Frauen vor allem mit mobilen Einsätzen in entlegenen Gebieten erreichen können. In vielen Fällen ist es ihre einzige Chance, Zugang zu Augengesundheit zu bekommen.

Auch Mullu aus einem kleinen Dorf in Äthiopien hat zufällig von einem mobilen Einsatz erfahren. Ihr Weg ins Amba Giyorgis Health Center war beschwerlich und wurde erst mit dem Tuktuk, dann mit dem Bus und stellenweise zu Fuß zurückgelegt. Nach mehreren Stunden Wartezeit im Gesundheitszentrum hatte sie Glück. In einem provisorischen Operationssaal wurde ihr im Zuge einer 15-minütigen Operation ihre trübe Linse durch eine künstliche ersetzt. Den Heimweg legte Mullu mit einem Verband am linken Auge zurück.

Licht für die Welt macht sich für Gleichberechtigung von Frauen stark

Durch die gezielte Ansprache und Überzeugungsarbeit bei Frauen und ihren Partnern konnten wir die Zahl der Operationen bei Frauen erheblich erhöhen. Bis zum Jahr 2023 haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass mindestens 55% aller Patient*innen weiblich sind und somit die Gleichberechtigung von Frauen zu fördern.

Dank der Unterstützung des Sozialministeriums können wir bei Licht für die Welt gezielt an der Verbesserung der Augengesundheit von Frauen und Mädchen in Äthiopien, Burkina Faso und Mosambik arbeiten.