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Klimakrise und Augengesundheit

29.10.2021
Solaranlage zur Stromgewinnung in Entwickungsland

    Es ist höchst an der Zeit, gegen die Klimakrise aktiv zu werden. Vor der Klimaüberhitzung die Augen zu verschließen ist zwecklos. Apropos Augen: Auch unsere Augengesundheit leidet unter der Klimakrise: Mehr Grauer Star und mehr allergische Reaktionen zeichnen sich ab. Also: Augen auf und Klimakrise stoppen – wir alle sind gefordert!


    Prof. Dr. Oliver Findl
    Primar Augenabteilung Hanusch Krankenhaus Wien
    Vorstandsmitglied von Licht für die Welt

    Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Augengesundheit und Klimakrise nichts miteinander zu tun haben. Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen: Es gibt eine Wechselwirkung zwischen Augengesundheit und Umwelt bzw. der Klimaerhitzung. Zum einen hat die Klimakrise negative Auswirkungen auf Augengesundheit: Augenkrankheiten, wie Grauer Star oder Trachom, mehren sich. Zum anderen trägt der gesamte Gesundheitssektor durch den hohen Ressourcenverbrauch zur Klimaerhitzung und Umweltverschmutzung bei.

    Als Organisation für Augengesundheit konzentriert Licht für die Welt sein Engagement auf afrikanische Länder, wo die Klimakrise die Menschen besonders hart trifft. Benachteiligte Gruppen, darunter Menschen mit Behinderungen, tragen am wenigsten zur Klimakrise bei, sind aber am stärksten betroffen. Ungleichheit verschärft sich.

    Erstens: Die Klimakrise hat negative Auswirkungen auf Augengesundheit.

    Medizinische Folgen zeichnen sich ab:

    Durch die Klimakrise steigen die Temperaturen und die Niederschlagsmengen sinken. Erste Studien erkennen dadurch negative Auswirkungen auf die Augengesundheit.

    • Bei Trockenheit und Wärme leiden mehr Menschen an der bakteriellen Augenentzündung Trachom
    • Steigende Temperaturen und UV-Strahlungen sowie das Schwinden der UV-Schicht befördern Grauen Star
    • Die Klimakrise verschärft Ernährungsunsicherheit. Diese führt zu Vitamin A Mangel, der wiederum Sehverlust verursacht. Kinder sind besonders betroffen.
    • Luftverschmutzung durch Straßenverkehr ruft starke allergische Reaktionen der Augen hervor.
    • Eine trockene, heiße Umgebung fördert die Entwicklung eines Trockenen Auges. Damit werden Augen anfälliger für Entzündungen und die Sehleistung wird schwächer. In Verbindung mit vermehrtem UV-Licht (Sahara/Subsahara Region) erhöht sich das Risiko eines sogenannten Pterygiums (Flügelfells). Sehminderung und Fremdkörpergefühl sind die Folgen.
    • Häufiger auftretende Klimaextreme und Unwetter bedrohen die körperliche Unversehrtheit, auch Verletzungen der Augen werden ansteigen. Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen im Speziellen, sowie Menschen mit Behinderungen im Allgemeinen sind bei Unwettern besonders gefährdet.
    • In Subsahara Afrika, wo Licht für die Welt aktiv ist, leben viele Menschen von der Subsistenzlandwirtschaft. Gibt es wegen der klimatischen Veränderungen Wetterextreme wie Dürren oder Überflutungen, fällt die Ernte geringer oder ganz aus.  Das bedeutet auch, weniger oder kein Geld, für Gesundheit im Allgemeinen und Augengesundheit im Speziellen, sowie für Transportkosten zu den Kliniken.

    Unwetter zerstören Gesundheitsinfrastruktur

    Zum anderen gibt es indirekte Auswirkungen, wie sie etwa in Mosambik jüngst zu sehen waren: Das Land wurde in den letzten beiden Jahren von vier Zyklonen getroffen. 2019 hat der Zyklon Idai das Dach der neu von Licht für die Welt erbauten Augenklinik in Beira abgerissen. Nach der Reparatur beherbergte die Augenklinik im gesamtem Spitalskomplex den einzigen intakten Operationssaal. Monatelang wurde dieser zur Versorgung von Unfallopfern genutzt. Augenoperationen mussten aufgeschoben werden.

    Die Verwüstungen nach dem Zyklon Idai sind leider nur ein konkretes Beispiel für ein wiederkehrendes Muster: In humanitären Krisen nach Unwettern oder extremen Wetterereignissen, wird die Gesundheitsversorgung beeinträchtigt. Kliniken werden zerstört, Krankentransporte erschwert, Personal fällt aus. Der Augengesundheitssektor ist da keine Ausnahme.

    Zweitens: Der Sektor Augengesundheit trägt mit seinen Emissionen zur Klimaerhitzung bei.

    Der Healthcare’s Climate Footprint geht davon aus, dass der Gesundheitssektor 4,4% der globalen Emissionen verursacht. Wäre der Gesundheitssektor ein Land, er wäre der fünftgrößte Emittent. In vielen Ländern südlich der Sahara ist es üblich den Müll, auch von Spitälern, zu verbrennen. Das verschmutzt die Luft und schadet auch den Augen. Vergleicht man jedoch die Müllberge der afrikanischen und europäischen Kliniken, sind die jene in Afrika deutlich kleiner, weil Instrumente und andere Materialen sterilisiert und wiederverwendet werden. In Europa wird vieles nur einmal verwendet und dann entsorgt. 

    Licht für die Welt ist im eigenen Wirkungsbereich bestrebt, Emissionen so gering wie möglich zu halten und Ressourcen zu sparen. Das Licht für die Welt-Büro in Mosambik hat sich einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen, um den eigenen ökologischen Fußabdruck gezielt zu verringern.  Um den Anteil an erneuerbaren Energien zu steigern, hat Licht für die Welt auf der eigens erbauten Augenklinik in Zorgho, Burkina Faso Solarpanele am Dach angebracht.

    Der Gesundheitssektor muss sich – auch in der Entwicklungszusammenarbeit – seiner Verantwortung für die Klimakrise bewusst werden. Das heißt Energie und Ressourcen zu sparen, sowie Abfall zu vermeiden.

    Anlass: Klimakonferenz COP26

    Von 31. Oktober bis 12. November findet die Klimakonferenz COP26 in Glasgow statt

    • COP = Conference of the Parties – Länder, welche die United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) unterzeichnet haben, nehmen Teil
    • Ziel der COP26:  den Weg zum 1,5 Grad Ziel festlegen (Kohleausstieg beschleunigen, weniger Regenwald vernichten, mehr Fahrzeuge elektrisch antreiben und erneuerbare Energien mehr finanzieren)

      https://ukcop26.org/