Direkt zum Inhalt wechseln

Licht schenkt Hoffnung: Augenärztin Univ. Doz. Dr. Irene Ruhswurm über ihre Reise nach Uganda

09.09.2021
Auf dem Bild ist die Ärztin Dr. Irene Ruhswurm zu sehen. Sie sitzt auf einer Holzbank und untersucht gerade die Augen eines Kleinkindes. Das Kleinkind sitzt auf dem Schoß seiner Mutter. Das Bild wurde im afrikanischen Staat Uganda im Dorf Kikubo aufgenommen.
  • Augengesundheit

Im Juni reiste Licht für die Welt gemeinsam mit 8 Augenärztinnen und -ärzten in das Projektland Uganda. Viele Eindrücke und emotionale Begegnungen liegen hinter der Reisegruppe. Augenärztin Univ. Doz. Dr. Irene Ruhswurm erinnert sich an bewegende Gespräche, strahlende Hoffnung und die Erkenntnis, dass Träume zur Zukunft werden können, wenn sie wieder sichtbar sind.

Unsere Reise beginnt im kleinen Dorf Kikubo, im Iganga Bezirk. Hier gedeihen Bananenstauden und Reis entlang der holprigen Feldwege, die Menschen leben von der Landwirtschaft und die einfachen Lehmziegelhäuser mit ihren Wellblechdächern erzählen leise Geschichten von Hoffnung und Leben.

Schon der Weg durch die Landschaft von Uganda ist von einer besonderen Atmosphäre geprägt: Der Bus schaukelt langsam über schmale Wege, während das dichte, satte Grün der Landschaft an den Fenstern vorbeizieht. Als wir im Dorf eintreffen, empfängt uns die Dorfgemeinschaft am kleinen Dorfplatz mit spürbarem Interesse, ehrlicher Dankbarkeit und einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung. Kinder stehen neugierig am Rand, beobachten das Geschehen und die herzliche Gastfreundschaft ist sofort greifbar.

Hilfe für zwei Schwestern und ihr ganzes Dorf

Hier, inmitten dieser bescheidenen Welt ohne fließendes Wasser oder zuverlässige Elektrizität, darf ich einen tief bewegenden Einblick in das Leben zweier Mädchen gewinnen: die Schwestern Nuubu und Fahira, die durch den Grauen Star ihr Augenlicht verloren hatten und nun Dank Mitgefühl und medizinischer Hilfe neue Hoffnung erfahren.

Auf dem Bild sind die siebenjährige Nuubu, die neunjährige Fahira und ihre Großmutter Nuubu zu sehen. Sie leben gemeinsam in dem Dorf Kikubo in Uganda.

Die siebenjährige Nuubu (links im Bild) lebt zusammen mit ihrer Familie und ihrer Großmutter (Mitte) – die ebenfalls Nuubu heißt – hier in Kikubo. Der beidseitige Katarakt des Mädchens hatte ihr bisher die Welt verhüllt und dunkel erscheinen lassen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Fahira wurde sie voller Zuversicht in das Spital in Iganga gebracht. Dort wurde der Graue Star bestätigt und mit viel Geduld und großer Sorgfalt von einer Kinderaugenärztin operiert.

Fahira, die zwei Jahre älter ist (rechts im Bild), erhielt denselben schweren Befund. Nach der Diagnose wurde sie im Februar 2024 zum ersten Mal im Krankenhaus von Iganga behandelt – ein Moment, der ihr Leben für immer verändern sollte. Die zweite Operation erfolgte im Dezember desselben Jahres. Heute kann sie wieder klar sehen, die Schule besuchen und ihrer Zukunft mit strahlenden Augen entgegenblicken.

Jeder Schritt durch das Dorf ist geprägt von Menschlichkeit und dem Wunsch, dass Kinder wie Nuubu und Fahira eine bessere Zukunft erhalten.

Die unvergesslichen Begegnungen, das sanfte Licht im dichten Grün, die langen Fahrten und die spürbare Hoffnung in den Gesichtern machen Kikubo zu einem Ort voller Geschichten, Lebensmut und neuer Perspektiven.

Klare Sicht für eine klare Zukunft

Wie oft sehen wir eine Brille als selbstverständlich an – doch was, wenn sie für viele unerreichbar bleibt? Auf meiner Reise in Uganda wird dieses Problem besonders sichtbar. Obwohl Brillen (für uns) günstig erhältlich sind, können sich viele Familien diese nicht leisten. Genau hier setzt unser Projekt 1, 2, 3… I can see! an, denn für viele Kinder ist eine Brille mehr als nur ein Hilfsmittel – sie ist Hoffnung, Zukunft, ein Lichtblick. Ich habe selbst miterlebt, wie darum gestritten wird, denn wer eine Brille hat, kann lernen, träumen, an sich glauben.

Im ST. ALOYSIUS BOYS SEMINARY, einer Sekundärschule für Burschen, konnte Licht für die Welt Schüler mit den nötigen Sehhilfen ausstatten.

Eine Brille – ein neues Leben

Bei den Schuljungen Ambrose und Aaron wurde jeweils eine Sehschwäche diagnostiziert. Durch die Unterstützung von Licht für die Welt konnten sie mit den nötigen Brillen ausgestattet werden. In unserem Gespräch erzählen sie, wie die Sehilfen ihr Leben und ihren Bildungsweg verändert haben.

Auf dem Bild ist der 17-jährige Schüler Ambrose zu sehen. Er trägt seine Schuluniform, die aus einem weißen Hemd und einer lila Krawatte besteht. Er steht vor einem grünen Hintergrund und lächelt in die Kamera.

„Vor einigen Jahren wurde mein Auge beim Spielen verletzt. Vier lange Jahre bekam ich keine Behandlung, mein Auge erkrankte und ich wurde kurzsichtig. Ich versuchte es mit einer Brille, aber sie funktionierte nicht. Als dieses Programm in unsere Schule kam, habe ich eine Brille erhalten, mit der ich endlich wieder Dinge aus der Ferne erkennen kann. Dafür bin ich von Herzen dankbar.” – Ambrose, 17

“Letztes Jahr konnte ich die Prüfungsfragen nicht gut lesen – alles war verschwommen und das Lernen fiel mir schwer. Meine Lehrerin stellte Sehschwäche fest und beim nächsten Besuch von Frau Esther Anyango wurde alles für meine neue Brille vorbereitet. Heute bin ich so glücklich, denn dank der Brille traue ich mich mehr mitzumachen und meine Noten in der Schule haben sich deutlich verbessert. Vielen Dank!” – Aaron, 15

Auf dem Bild ist der 15-jährige Aaron zu sehen. Er trägt seine Schuluniform, ein weißes Hemd und eine lila Krawatte. Er lächelt in die Kamera und trägt seine Brille, die er über Licht für die Welt erhalten hat.

Die Erfahrungen von Ambrose und Aaron sind stellvertretend für viele Schulkinder. Sie zeigen einmal mehr, wie entscheidend Augengesundheit für den Verlauf eines jungen Lebens ist und was es bedeutet, uneingeschränkten Zugang zu Bildung zu haben.

Herzlicher Empfang in der Mulago Klinik

Eines der Krankenhäuser, das ich auf meiner Reise besuche, ist das Mulago National Referral Hospital in Kampala, das Herzstück der augenmedizinischen Versorgung in Uganda. Dabei wird mir wieder einmal bewusst, wie bedeutend die Zusammenarbeit von Licht für die Welt mit lokalen Partner*innen ist. Seit vielen Jahren unterstützen wir das Spital dabei, besonders die Augengesundheit von Kindern zu verbessern – mit Stipendien für Facharztweiterbildungen und der Anschaffung moderner Geräte.

Kollegen und Kolleginnen treffen – Menschen kennenlernen

Bei der Gelegenheit treffe ich auf Dr. Rebecca Lusobya, eine junge und unglaublich engagierte Augenärztin, die dank Licht für die Welt ihre Spezialisierung in Kinderaugenheilkunde absolvieren konnte. Ihr Einsatz für die kleinen Patient*innen ist beeindruckend.

Auf dem Bild sind drei Frauen zu sehen. Zwei davon sind Ärztinnen in einer Augenklinik in Uganda. Die dritte Frau ist Augenärztin in Wien. Sie lächeln in die Kamera.
Dr. Rebecca Lusobya, Univ. Doz. Dr. Irene Ruhswurm und Dr. Grace Ssali (v.l.) tauschen sich aus. © David Joseph Kasule/Licht für die Welt

Bei der Vormittagsvisite begleite ich die Nachkontrollen der operierten Patienten*innen. Vor allem Kinder können noch lange nach einem Eingriff auf Brillen angewiesen sein und es ist auch wichtig, diese regelmäßig zu prüfen, anzupassen und zu erneuern. Manchmal endet es also nicht mit der Operation, sondern bedarf noch weiterer stetiger Fürsorge. Diese intensive Nachbetreuung schenkt ihnen nicht nur Licht, sondern auch neue Perspektiven für ihr Leben.

Mit eigenen Augen die Hoffnung sehen

Es ist einfach unbeschreiblich, vor Ort zu erleben, wie viel sich in Uganda in den letzten Jahren durch unsere Arbeit verändert und zum Positiven weiterentwickelt hat.

Wo früher Hoffnungslosigkeit herrschte, leuchten heute Kinderaugen – dank der richtigen Unterstützung können sie das Licht der Welt wieder sehen.

Noch bewegender ist es, den tiefen Dank der Menschen hautnah zu spüren, ihre Freude und Zuversicht mitzuerleben. Diese Momente zeigen eindrucksvoll, wie Träume sichtbar werden und wie jeder Beitrag Leben verändert.